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Anatomie in Fällen – Schnitt und Bildgebung: Von der Anatomie zum Schnittbild

Book Cover: Anatomie in Fällen – Schnitt und Bildgebung: Von der Anatomie zum Schnittbild

Autoren: Markus Kipp, Omid Nikoubashman, Erik Volmer
Verlag: 1. Auflage, Elsevier Urban & Fisher
ISBN: 978-3-437-41273-8
Preis: ca. 35 CHF

Auf 250 Seiten wird man in 10 Kapiteln in die Welt der Radiologie eingeführt.
Obwohl etwas Anatomie Grundkenntnis benötigt wird, kann dieses Buch auch zum Anatomie lernen verwendet werden. Aber dazu später mehr. Man lernt über die Bildgebungen selbst, zum Beispiel was ist hell und dunkel im Röntgen, CT und MRI und die jeweiligen Bezeichnungen. Aber vor allem lernt man die Verknüpfung von 2D und 3D anhand von Lernzielen und Beispielen.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Fall, welcher einem über die folgenden Seiten begleitet. Erfahrene Kliniker:innen können hier den Fall schon lösen. Aber auch Einsteiger:innen haben die Möglichkeit, eine Arbeitshypothese aufstellen, welche auf den nächsten Seiten aufgearbeitet wird. Die Aufarbeitung startet mit einem Teil über die Grundlagen der Anatomie. Im ersten Kapitel geht es um den Thorax. Dazu werden Einzelheiten zu den knöchernen Elementen, der Auskleidung der Interkostalräume und den mediasLnalen Organen bildlich und in Worten erklärt. Auch die funktionelle Anatomie hat ihren Platz. Es werden einem die Atmung und die Strombahnen des Herzens nähergebracht.
Um die Pathologien zu finden, muss man zuerst wissen, wie eine Bildgebung ausschauen sollte. Dies ist die Grundlage des nächsten Unterkapitels: Normalbefunde. Auch hier wird mit den Grundsteinen begonnen, so dass man alle Überlegungen nachvollziehen kann. Man lernt, wieso die Knochen im Röntgen weiss sind und die Luft schwarz und dass die korrekten Begriffe dafür hyper- und hypotransparent sind.
Die Radiologie ist sehr strukturiert im Ablauf, welcher ebenfalls aufgezeigt wird, so dass man selbst Aufnahmen systematisch untersuchen kann. Die p.a.-Aufnahme wird getrennt von der seitlichen Aufnahme erklärt und es gibt annotierte Bilder eines Normalbefundes. So kann man immer vergleichen, ob auch alle Strukturen vorhanden sind und es vereinfacht die Umwandlung von 2D zu 3D.
Aber auch die Schnittbildgebungen haben in den diversen Kapiteln ihren Platz, passend zu den Themengebieten, in denen sie im Alltag auch eingesetzt werden.
Im letzten Kapitel wird der pathologische Befund eingehend erläutert. Hier wird wieder auf das Fallbeispiel eingegangen. Zuerst wird die Diagnostik des Falles mit einem dazu passenden Bild aufgelöst. Dann wird die Pathogenese und die Diagnose im Detail erklärt und die benötigte Therapie aufgezeigt. Ganz zum Schluss schliesst sich der Bogen mit einer Zusammenfassung der Patientenkasuistik.

Auch die weiteren Kapitel sind im gleichen Stil aufgebaut. So gibt es Fälle zur Wirbelsäule, dem Abdomen, dem Becken, den Extremitäten, dem ZNS und weitere. Es fehlen aber auch Themenbereiche wie der Ellenbogen, das Knie, die Hüfte oder das weibliche Becken. Die Dermatome werden besprochen, man lernt zwei sehr häufige Unfallmechanismen kennen und auch die Gyri und der Circulus arteriosus des Gehirns haben einen Platz. Am Ende des Buches hat es noch Transferaufgaben zu jedem zuvor behandelten Kapitel. Dies gibt den Lesenden die Möglichkeit das gelernte in je ein paar wenigen Fragen anzuwenden. Die Aufgaben beleuchten unterschiedliche Bereiche der Radiologie, so dass man immer wieder von einem anderen Blickwinkel auf die Bilder schauen und diese analysieren muss. Es sollen Pathologien gefunden werden, es werden Erklärungen Wahl der Aufnahme gefordert oder man muss eine Frage zur Anatomie beantworten. Die einen Fragen sind sehr einfach, während andere relaLv herausfordern sind.

Was mir persönlich am besten daran gefällt, sind die QR-Codes bei jeder Aufgabe. Mit diesen kann man auf dem Handy oder Tablet die Röntgen, MRI oder CT selbst durchscrollen. Damit bekommt man ein besseres Verständnis für die Verläufe um Strukturen zu verfolgen und man bekommt ein besseres Gespür. Dazu ist es sehr alltagsnah und man erkennt wie herausfordernd das Auffinden von Pathologien gerade in nativen MRI und CT tatsächlich ist.
Empfehlenswert ist das Buch ab dem 1. Semester. Die Anatomie wird schön bildlich dargestellt, aber man wird nicht von Anfang an überfordert und erschlagen von zu vielen Details. Danach kann das Buch aber weiter verwendet werden in den klinischen Jahren. In den Fällen lernt man über Fallvigneten, welche im Alltag häufig autauchen und/oder dringend diagnostiziert und behandelt werden müssen. Im 4. Jahr kommen dann Radiologie Kurse dazu, auf welche man sich gut vorbereiten kann mit diesem Buch. Viel mehr behandelt man dort nicht. Die vorhandenen Kapitel werden sehr detailliert und ausführlich behandelt. Aber durch das, dass auch wichtige Körperteile fehlen, ist es nicht als eigenständiges Lehrmi1el für die Anatomie oder die Radiologie geeignet. Es fördert aber das Verständnis für die häufigsten bildgebenden Modalitäten und das erlernte Wissen kann auch auf die fehlenden Gebiete übertragen werden.
Für fortgeschrittene Radiolog:innen ist das Buch zu fest auf die Grundlagen fokussiert und es hat zu wenig Übungsmöglichkeiten.

Alles in allem ist es ein gutes ergänzendes Lehrmittel für angehende Anatom:innen und Radiolog:innen wie auch für jene, die es noch werden wollen.