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Taschenatlas Hämatologie

Book Cover: Taschenatlas Hämatologie

Rezension „Taschenatlas Hämatologie“ von Torsten Haferlach, Marianne Engels und Heinz Diem

Georg Thieme Verlag
ISBN: 978-3-13-240829-6
Auflage: 7.
Preis: 70.00

Wie der Name (Taschenatlas) schon vermuten lässt, bietet dieses Buch besonders viel Bildmaterial. Dies ist gerade für die Hämatologie ein sehr sinnvoller Ansatz, da die Diagnostik in diesem Fach immer noch zu grossen Teilen auf der Beurteilung der Zellen beruht. Diesem Thema wird im Buch viel Raum gewidmet. Zusätzlich zu zahlreichen vollfarbigen Abbildungen mit kurz gehaltenen Erklärungen besteht das Buch aus umfangreichen Tabellen, zum Beispiel mit den Klassifikationen verschiedener Krebserkrankungen oder genetischer Profilen, Merkkästen mit klinischen und zytologischen Fakten zu zentralen Erkrankungen aus den besprochenen Gebieten und vereinzelten Zusammenfassungen und ergänzenden „Info“-Anmerkungen.
Insgesamt ist zu sagen, dass das Buch für den geringen Umfang von knapp 250 A5-Seiten enorm viel Inhalt bietet. Zu Beginn des Buches werden die Physiologie und Pathophysiologie der Blutzellen sowie diagnostische Methoden, Vorgehen und Färbungen besprochen. Darauf folgen Kapitel, die sich mit Störungen der weißen Zellreihen (Mononukleäre Zellen, Akute Leukämien, Polynukleäre Zellen), der Erythrozyten und Thrombozyten sowie der Zytologie von Körperhöhlenflüssigkeiten, Liquor und Lymphknoten auseinandersetzen.
Um all diese Krankheiten und Verfahren ausführlich zu beschreiben und darzustellen, reichen 250 Seiten natürlich nicht aus. Dies ist aber auch nicht der Anspruch dieses Buches. Vielmehr geht es darum, häufige und seltene, aber didaktisch wichtige klinische Bilder darzustellen und zumindest einführend zu beschreiben. Wer umfangreiches Wissen über die Therapieregimes bei Leukämien, über die Substitutionsbehandlung bei Anämie oder dergleichen möchte, sollte von diesem Buch die Finger lassen.
Stattdessen werden umfangreiche Erläuterungen zum mikroskopischen Bild der Knochenmark- und Blutausstriche zu nahezu allen Krankheiten geboten, stets mit Bildern unterlegt und, aus meiner Sicht eine grosse Stärke des Buches, auch mit Erklärungen zur Entstehung der pathognomonischen Faktoren wie z.B. Pelger-Anomalien, Ringsideroblasten oder Howell-Jolly-Körperchen. Mir persönlich hat dies sehr dabei geholfen, mir mehr das Gelesene zu merken, da ich mir herleiten konnte, wieso bestimmte Krankheiten genau dieses Bild unter dem Mikroskop zeigen. Nur für wirklich Interessierte sind jedoch die Tabellen mit genauer Auflistung von diagnostischen Referenzwerten, genetischen Aberrationen und Klassifikationskriterien zu empfehlen. Diese sind für meinen Geschmack sehr umfangreich und etwas ausufernd detailliert geworden. Wer jedoch als Assistenzarzt mal sowas nachschlagen muss, wird hier sicher fündig werden und muss kein großes Fachbuch aufschlagen.
Ich kann dieses Buch insgesamt jedem empfehlen, der sich eingehend mit den Themen Hämatologie, Labordiagnostik und Mikroskopie beschäftigen möchte. Für einen „reinen Kliniker“ ist dieses Buch sicher nicht zu empfehlen: Zu detailliert sind die Ausführungen zu diagnostischen Tests, Färbungen und Verfahren, zu umfangreich ist die Auflistung von Mutationsmustern und der Detektion dieser. Auch Methoden wie FISH sind für jemanden, der kein Interesse an Labortätigkeiten oder intensiver Hämatologie hegt, sicher nicht begeisternd. Auch wenn Hämatologie nicht mein Wunsch als Weiterbildung ist, habe ich doch das Gefühl, durch die Lektüre des Buches richtig etwas dazu gelernt zu haben. Hervorzuheben ist zudem auch der Schreibstil, der überaus angenehm und flüssig ist und es damit möglich macht, auch längere Passagen des Buches durchgehend zu lesen ohne das explizite Gefühl eines Lehrbuches zu haben, bei dem man andauernd Pausen einlegen muss.